Das eigene Haus bauen war gestern. Sein Haus drucken scheint die Zukunft zu sein. Doch ist 3D-Druck wirklich die Revolution des Häuserbaus?

Der US-Ökonom Jeremy Rifkin war 2014 überzeugt: "Diese Technik leitet die dritte industrielle Revolution ein." Neil Gershenfeld, Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT), stimmte zu: "3D-Druck wird nicht nur die Machtverhältnisse in der industriellen Fertigung neu definieren, sondern die Wirtschaftswelt als Ganzes erschüttern." Dabei ist die Idee alles andere als neu. Bereits 1984 meldete der Amerikaner Chuck Hull ein erstes Patent für den 3D-Druck an. Mittlerweilen wurden schon gedruckte Organe verpflanzt, Essen kann gedruckt werden und selbst vor dem Hausbau schreckt der 3D-Druck nicht zurück.

Haus drucken: Villa in sechs Wochen

Noch im Oktober 2015 merkten etliche Architekten gegenüber der Zeitung Die Zeit an, dass der 3D-Druck in der Baubranche schlechte Aussichten habe. Ein Jahr später scheint dies schon etwas anders zu sein. Denn während in Amsterdam 2015 ein Haus aus gedruckten Einzelteilen gebaut wurde, ist China schon einen gewaltigen Schritt weiter. Dort wurde 2016 vor Ort mit einem riesigen 3D-Drucker ein Haus an einem Stück gebaut: nicht etwa eine kleine Hütte, sondern eine zweistöckige 400 Quadratmetervilla, die selbst Erdbeben der Stärke 8.0 standhalten soll. Bauzeit: Sechs Wochen! In Italien wird zurzeit an einem Projekt gearbeitet, bei dem mithilfe eines 12 Meter hohen Druckers ein ganzer Technologiepark entstehen soll. Sollten die vorgenannten Architekten sich in die Reihe berühmter Irrtümer einreihen wie der ehemalige IBM-Vorsitzende Thomas Watson im Jahr 1943: «Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.»

Material, Zeit und Geld sparen

Die Vorteile des 3D-Drucks im Hausbau sind gewaltig. Vor allem der Materialverbrauch kann laut zahlreicher Wissenschaftler radikal verringert werden. Zudem wird es viel einfacher, Recyclingmaterialien einzusetzen. In Amsterdam wurde auf recyklierten Kunststoff und Kunststoff auf Pflanzenbasis gesetzt. Die Chinesen verwenden wiederverwerteten Beton und versuchen laut ARTE zurzeit sogar, Wüstensand für den 3D-Druck zu nutzen. Der Zeitfaktor ist ein weiteres Plus. So benötigte die Firma WinSun in China gerade mal zwei Tage, um gedruckte Einzelteile eines 1100 Quadratmeter Hauses zusammenzusetzen. Von WinSun stammt auch die Aussage, dass der Druck im Vergleich zum herkömmlichen Hausbau 60 Prozent an Material einspart, 70 Prozent an Zeit und 80 Prozent an Arbeitskraft. Gerade mal 157 Dollar reine Baukosten soll der Quadratmeterpreis für ein kleines Haus in China aus dem Drucker kosten, 25mal weniger als mit der herkömmlichen Bauweise.

Haus drucken – der Beginn einer Veränderung

Selbst wenn der 3D-Druck eher noch in den Kinderschuhen steckt, lassen sich damit schon jetzt funktionale Projekte umsetzen. Auch ist noch nicht klar, inwiefern der 3D-Druck die restriktiven Baugesetze erfüllen kann oder nicht. Das Interesse ist aber gross. Genauso gross ist auch die Skepsis, die vor allem aus dem traditionellen Gewerbe kommt. Immerhin stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel. Das war bei jeder durchgreifenden Veränderung in der Produktion so und wird sich auch künftig nicht ändern. Viel bedeutender scheint der Fakt, dass mit dem weiterentwickelten Druck von Häusern und den äusserst geringen Kosten Wohneigentum auch für einkommensschwächere Bevölkerungskreise möglich werden kann. In Regionen der Welt in denen Wohnungsarmut herrscht, dürften solche Entwicklungen mit grossem Interesse beobachtet werden. Daneben ist es natürlich interessant, dass bei schwindenden und teurer werdenden Rohstoffen mit dem 3D-Hausdruck auch recyclingfähige Rohstoffe sinnvoll und nachhaltig wiederverwendet werden können.

Haus drucken: das Ende des Immobilienmarkts?

In dem Fall darf auch die Frage gestellt werden, ob Autos vom Fliessband die Autoindustrie kaputt gemacht haben? Mit neuen Methoden des Bauens wird es Veränderungen geben. Der Immobilienmarkt wird daraus aber nicht geschwächt hervorgehen oder gar gänzlich kapitulieren. Sollte der 3D-Druck im Hausbau ein durchschlagender Erfolg werden, wird dies völlig neue Käuferschichten erschliessen. Immer werden Menschen nach individuellen Möglichkeiten des Wohnens suchen. Die einen werden preisgünstige Lösungen anstreben, die anderen ganz auf Besonderheit oder Tradition Wert legen. Und so wird es immer Häuser und andere Liegenschaften geben, die ihre Besitzer wechseln und immer wird es auch Menschen geben, die aus unterschiedlichsten Gründen ganz auf Wohneigentum verzichten und gern oder gezwungenermassen zur Miete wohnen – in konventionell errichteten oder eben in „gedruckten“ Häusern.

Quelle: Die Zeit, ARTE, Wasproject, diverse Fachartikel

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